In einem fremden Land lebte einmal ein armer kleiner Waisenjunge. Auf der Suche nach Arbeit, einem Schlafplatz für die Nacht und etwas Essbarem, zog er von Dorf zu Dorf, und eines Tages begegnete er auf seinem Weg in den nächsten Ort einem alten Mann, der wie er auf der Wanderschaft war.
Sie beschlossen ihren Weg gemeinsam fortzusetzen. Der Junge freute sich über die Gesellschaft und verstand sich gut mit dem Alten. Nur fiel ihm nach einiger Zeit auf, dass es scheinbar dem alten Mann immer schwerer und schwerer fiel Schritt zu halten und voranzukommen, was offensichtlich an dem Rucksack lag, den dieser auf seinem Rücken trug. Der Alte ging langsam, gebückt und schweren Schrittes dahin und immer öfter stöhnte er laut unter seiner Last auf. Je länger sie wanderten, desto langsamer wurde der alte Mann, und als sie an einem Bach eine Rast einlegten, sank er erschöpft ins Gras und musste sich ausruhen.
Zu sehr hatte ihn das Tragen seiner schweren Last angestrengt. Dem Jungen tat der Alte leid, und er bot sich an, den Rucksack für ihn den Rest des Weges zu tragen, denn er sei jung und es würde ihm gewiss nichts ausmachen. „Nein“, antwortete der Mann traurig, „das kannst du nicht. Diesen Rucksack muss ich ganz alleine tragen. Du kannst das für mich nicht tun.“ Nun doch sehr neugierig geworden, was denn so Besonderes in dem Rucksack sei, fragte der Junge:
„Was trägst du denn so Wichtiges und Schweres in deinem Rucksack?“
Der Alte aber gab ihm keine Antwort auf diese Frage. Und so oft er auch den alten Mann nach dem Inhalt des Rucksackes fragte, er bekam niemals eine Antwort. Als dem Jungen klar wurde, dass der Alte ihm wohl keine Antwort geben würde, fragte er nie wieder. So waren sie viele Tage und Wochen gemeinsam unterwegs, immer weiter auf der Wanderschaft von Dorf zu Dorf. Der Alte wurde ständig müder und erschöpfter und sie kamen immer langsamer voran. In den Nächten, wenn der Alte glaubte, dass sein Weggefährte schlafe, hörte der Junge, wie er in seinem Rucksack kramte, leise vor sich hinbrabbelte und stöhnte. Eines Tages kam es dann wie es kommen musste. Der alte Mann konnte nicht mehr weiter, und er sank ins Gras, um zu sterben.
Der Junge saß bei ihm und kurz bevor der Mann für immer die Augen schloss, sagte er plötzlich:
„Du wolltest doch wissen was in meinem Rucksack ist, an dem ich so schwer getragen habe, nicht wahr? In diesem Rucksack mein Junge, sind all die Dinge, die ich mir selbst und anderen zum Vorwurf gemacht habe. Es sind darin all die Verurteilungen, Urteile und Wertungen, die ich über mich und die anderen im Laufe meines Lebens abgegeben habe. All die vielen Dinge, die ich über mich und andere glaubte und die nicht stimmten und all die Chancen, die ich nicht nutzte. Dies alles sind die Steine, die meinen Rucksack füllen und mir meine Reise erschwerten. Auf meinem Rücken trug ich die vielen Kieselsteine des Zweifels an mir und auch jedes Sandkorn der Unsicherheit und jeden Mühlstein der Irrwege, die ich gegangen bin, und all die Dinge, die ich sonst noch im Laufe meines Lebens so eingesammelt habe. Aber ach, ohne sie hätte ich viel weiter kommen können, viel mehr erreichen können. Statt meine Träume zu leben und zu verwirklichen, bin ich nur bis hierher gekommen, bin müde, gebückt, ermattet, alt und krank!“
Dann schloss der alte Mann die Augen und starb. Nach einer Weile nahm sich der Junge den Rucksack, öffnete ihn und siehe da – der Rucksack, der es dem alten Mann so schwer gemacht, der ihn so niedergedrückt, alt, müde und krank gemacht hatte, war …. leer…..
Genau diese Geschichte habe ich schon so laaaange gesucht, nun bist du endlich fündig geworden. Wollte diese Geschichte schon lange hier reinstellen. Ich mag solche gedanklichen Auseinandersetzungen, den daran kann ich wachsen.
Dankeschön..... Meli
Viele Menschen versäumen das kleine Glück, während sie auf das Große vergebens warten.